von Kerstin Mauersberger
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15 Feb., 2021
Selbstständigkeit und Selbstvertrauen zu bewahren sind in der häuslichen Pflege zentrale Ziele. Denn wie lange ein Pflegebedürftiger allein zuhause leben kann, hängt vor allem davon ab, dass er selbst Dinge tun kann. Wer rastet, der rostet! Pflege kann kompensatorisch geleistet werden. Der Pflegebedürftige bleibt dann überwiegend passiv, während die Pflegekraft alle Handgriffe übernimmt. Das macht es sehr wahrscheinlich, dass die pflegebedürftig Person ihre Fähigkeiten schneller verliert. Zunächst spart das Zeit. Die verlorenen gegangenen Fähigkeiten muss der Pflegebedürftige aber dann durch immer mehr Hilfe und Pflege kompensieren. Was macht Pflege aktivierend? Ob bei der Körperpflege, beim Aufstehen oder beim Essen, bei jeder Tätigkeit können Pflegende die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen fördern. Bei der aktivierenden Pflege leiten sie an, Dinge selbst zu tun, soweit dies möglich ist. Aktivierende Pflege soll motivieren und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken. Damit werden die Fähigkeiten (Ressourcen) erhalten und reaktiviert. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, braucht aktivierende Pflege zunächst mehr Zeit. Langfristig kann sie sich damit jedoch überflüssig machen, wenn der Pflegebedürftige Alltagstätigkeiten wieder allein bewältigt. Daher wird aktivierende Pflege auch rehabilitierende Pflege genannt. Wie läuft aktivierende Pflege ab? Am Anfang jeder aktivierenden Pflege steht die Frage nach den persönlichen Zielen und Wünschen der Pflegebedürftigen. „Satt, sauber, trocken!“ kann kein angemessenes Pflegeziel sein, wenn der Wunsch besteht in den eigenen vier Wänden alt zu werden. Dass dies mitunter einige Anstrengung kostet, ist gewollt, da so die körperlichen und mentalen Fähigkeiten trainiert und verbessert werden. Dafür ist zunächst Geduld und Zeit notwendig, so wie Vertrauen. Auch Angehörige können die Kunst der aktivierenden Pflege lernen. Ihr Beitrag wird in eine ganzheitliche Pflegemaßnahmenplanung mit einbezogen. Das Maß der Aktivierung bestimmt aber die Pflegebedürftige selbst. Aktiviert wird nur, wenn und soweit die Pflegebedürftigen dies wünschen. Pflege übt nie Druck aus. Am Lebensende kann die kompensierende Pflege wohltuend sein. Welche Nebeneffekte hat die Aktivierung? Fähigkeiten, die wir nicht trainieren, verlieren wir. Dieses Prinzip gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist. Wir brauchen Anreize von außen, um innerlich nicht zu verkümmern. Unterhaltung und der Umgang mit anderen Menschen bewahren davor, dass die sozialen Fähigkeiten nachlassen. Ein Nebeneffekt aktivierender Pflege ist die Stärkung des Selbstvertrauens der Betroffenen. Ein gestärktes Selbstbewusstsein kann auch dazu beitragen, dass der Pflegebedürftige sich nicht isoliert, sondern soziale Kontakte pflegt, was sich wiederum positiv auf die Psyche auswirkt. Was will aktivierenden Pflege erreichen? Die aktivierende Pflege soll den Pflegebedürftigen helfen, vorhandene Fähigkeiten zur Selbstversorgung zu erhalten und solche, die verloren gegangen sind, zu reaktivieren. Während der pflegerischen Versorgung wird neben dem Körper, der Geist und die Seele gepflegt. Der Pflegebedürftige wird psychisch stabilisiert und vermeidet Vereinsamung. Die Abhängigkeit von täglicher Pflegehilfe wird vermieden. Der Pflegebedürftige kann länger sicher zuhause leben. Quellen und weiterführende Informationen: BMG: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/aktivierende-pflege.html (zuletzt geprüft am 11.02.2021) Aktivierende Pflege Roes, Prof. Dr. Martina; Bremen (2011): http://rehapflege.de/rpwp11/wp-content/uploads/2011/06/Rehabilitierende-und_oder-aktivierende-Pflege.pdf (zuletzt geprüft am 11.02.2021) Pflege.de, Aktivierende Pflege: https://www.pflege.de/altenpflege/aktivierende-pflege/ (zuletzt geprüft am 11.02.2021) Bild von coombesy auf Pixabay