von Kerstin Mauersberger
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05 Mai, 2021
So denken viele Menschen, deren Lebensenergie nachlässt. Sie haben sich immer angestrengt, allein klarzukommen. Auf Hilfe angewiesen sein? – nein so weit sind sie noch nicht. Vielleicht wird das persönliche Netzwerk aus Lebenspartner, Sohn, Tochter, Schwiegerkindern unmerklich immer stärker in Anspruch genommen und unverzichtbar, aber hilfebedürftig? Wo ist da die Grenze? Ich erinnere mich an ein Ehepaar, dass ich zu einer Erstberatung besuchte. Der Ehemann, konnte nur mit tatkräftiger Hilfe seiner Frau aufstehen und vom Bett ins Bad gehen. Die Gefahr unterwegs nicht weiter zu können und zu Boden zu gehen, war stets gegeben. Aber Pflege brauchte er bislang nicht. War sie nicht eine starke Frau? War es nicht ihre Pflicht sich gegenseitig beizustehen? Sie kamen klar. Bis zu dem Tag, wo die Frau es nicht mehr schaffte, ihren Mann vom Boden aufzuheben und die Nachbarn rief. Erst da bekam sie den Hinweis, sich unverbindlich über Hilfe durch einen Pflegedienst beraten zu lassen. Bei der anschließend in die Wege geleiteten Einstufung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) erhielt der Ehemann auf Anhieb den Pflegegrad 3. Wer ist pflegebedürftig? Im Gesetz wird Pflegebedürftigkeit folgendermaßen definiert: „Pflegebedürftig im Sinne dieses Buches sind Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen.“ (§ 14 SGB XI) Pflegebedürftig ist, wer körperliche, kognitive, psychische oder gesundheitliche Belastungen nicht selbstständig kompensieren kann. Er braucht, um im Alltag klarzukommen, in einem oder mehreren Bereichen die Hilfe eines anderen. Die Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate bestehen. Beratung von Pflegebedürftigen und Angehörigen Der Betroffene ist oft der Letzte, der sich eingesteht, fremde Hilfe zu brauchen. Achten Sie als Angehöriger auf erste Anzeichen. Vernachlässigt ihr Angehöriger bestimmte Alltagsdinge, weil sie ihm über den Kopf wachsen und er sie nicht mehr schafft? Durch rechtzeitige Vorbeugung kann oft ein Unfall oder ein Klinikaufenthalt vermieden werden. Ein unglücklicher Sturz, eine schwere Krankheit oder Operation – die meisten Menschen trifft dies wie aus heiterem Himmel. Auf einmal sind sie nicht mehr in der Lage ihren Alltag ohne Hilfe zu bewältigen. Zögern Sie nicht sich zu informieren. Es gibt ein Netz von Hilfsangeboten. Eine erste Anlaufstelle kann eine unabhängige kommunale Seniorenberatung sein. Verlässliche qualifizierte Beratung bieten auch ambulante Pflegedienste durch staatlich examinierte Pflegefachkräfte in der Wohnung des zu Pflegenden an. Die Kosten für die Beratung übernimmt die Pflegekasse. Sie helfen eine dauerhafte Überforderung der pflegenden Angehörigen zu vermeiden, damit sie ihren wichtigen Dienst auf Dauer mit Freude erfüllen können. Die beratende Pflegefachkraft informiert außerdem über Leistungen der Pflegeversicherung und hilft, diese zu beantragen. Was leistet die ambulante Pflege? Der Ehemann aus dem Beispiel oben, bekommt täglich morgens und abends Unterstützung bei der Körperpflege. An zwei Tagen in der Woche erhalten sie Unterstützung im Haushalt bzw. eine verlässliche Betreuung. in dieser Zeit verlässt die Ehefrau die gemeinsame Wohung und pflegt eigene Interessen. Sie gewinnt neuen Mut und Lebensqualität, weil die Sorge nicht mehr allein auf ihren Schultern ruht. Die Sicherheit der Versorgung ist für beide Ehepartner eine große Entlastung. Unabhängige Anlaufstellen Sie können sich direkt an den gewünschten Pflegedienst wenden. Oder sie informieren sich vorab über eine unanbhängige Anlaufstelle. 1. Die Pflegeberatung der Stadt Königswinter erreichen Sie unter: Telefon: 02244 / 88 93 39, Frau Elisabeth Zimmer, Drachenfelsstr.9 2. Die vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) entwickelte Suchmaschine "vdek-Pflegelotse" ist ein Verzeichnis der anerkannten ambulanten Pflegedienste und Heime. Er hat zum Ziel Informationen über die von Pflegeeinrichtungen erbrachten Leistungen, die Preise und der Qualität zu veröffentlichen: www.pflegelotse.de Bild von Gerd Altmann über Pixabay