Die Babyboomer und die Pflege
Die Weichen stellen, damit es in 10 Jahren noch Hilfe gibt
Babyboomer werden Rentner
Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit und dem aufstrebenden Wirtschaftswunder der 1950-er und frühen 1960-er Jahre werden als Babyboomer bezeichnet. Damals wurden in Deutschland pro Jahr unerreicht viele Kinder geboren. Der Babyboom erreichte 1964 mit 1,36 Millionen Geburten einen Höchststand, dem ein starker Rückgang der Geburten folgte. Bald rücken die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in das Rentenalter – ihre letzte Lebensphase beginnt. Ich gehöre dazu und eins hat mich mein ganzes Leben begleitet: Ob Schulklassen, Studien- , Ausbildungs- oder Arbeitsplätze - immer war es knapp und sorgte für Konkurrenzkämpfe.
Zeit sich darüber Gedanken zu machen, wer künftig die steigende Anzahl von Pflegebedürftigen betreuen soll
„Bereits heute fehlen tausende Pflegekräfte. Den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, muss ein zentrales Anliegen werden“, so Rothgang, Autor des Barmer-Pflegereports 2021. Den Reportergebnissen zufolge fehlten bis zum Jahr 2030 etwa 81.000 Pflegefachkräfte, 87.000 Pflegehilfskräfte mit und 14.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung. Der Pflegeberuf müsse vor diesem Hintergrund deutlich attraktiver werden. Daher sei es richtig, geteilte Dienste abzuschaffen und den Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten einzuführen. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Belastungen dieser enorm anstrengenden Arbeit abzufedern.
Wie aus dem Barmer-Pflegereport weiter hervorgeht, werden in weniger als zehn Jahren knapp drei Millionen Pflegebedürftige ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt und damit rund 630.000 mehr als im Jahr 2020. Zudem wird es insgesamt eine Million Menschen vollstationär und 1,17 Millionen durch ambulante Pflegedienste versorgte Menschen geben. Dies entspricht einem Anstieg um gut 200.000 Betroffene (+26 Prozent) in Pflegeheimen und 165.000 Personen, die ambulant versorgt werden (+16 Prozent). „Angesichts der steigenden Zahl Pflegebedürftiger und der bereits heute großen Zahl an fehlenden Pflegekräften ist Deutschland auf dem besten Wege, in einen dramatischen Pflegenotstand zu geraten". Um diesen abzuwenden, brauchen wir neue Ideen um die Pflege in Zukunft alltagstauglich zu gestalten.
Altenhilfe neu organisieren
Wie der Betreuungsbedarf im Rhein-Sieg-Kreis in 10 Jahren gedeckt werden kann, wird davon abhängen, was für Weichen wir heute stellen. Bei allen Bemühungen wird es nicht möglich sein, den jetzigen Stand zu halten. Pflege und Teilhabe im Alter und bei Pflegebedürftigkeit müssen neu justiert werden, um nicht nur dem steigenden Bedarf, sondern insbesondere den sich wandelnden Erwartungen an Sicherheit, Versorgung oder Begleitung und Teilhabe im Alter gerecht werden zu können. Das Leben im Alter geht weit über die Pflege hinaus. Gemeinschaftliches Wohnen in einer Wohngemeinschaft, wo sich mehrere Senioren gegenseitig ergänzen und unterstützen, wäre ein guter Anfang. Das lässt sich auch im Einfamilienhaus verwirklichen. Ein ambulanter Pflegedienst kann das ganze Umfeld von Service bis Alltagsbegleitung und -organisation anbieten. Die Digitalisierung und die Nutzung neuer Technologien werden mittelfristig ebenfalls mehr Zeit für die eigentliche Pflege ermöglichen. Elektronische Dokumentation, Lagerverwaltung oder Assistenzsysteme sind wichtige Hintergrundsysteme zur zeitlichen Entlastung für das Pflegepersonal. Die Pflegekräfte können sich wieder auf ihre Kernaufgaben besinnen und der Ruf der Pflege und die Wertschätzung der Arbeit werden sich verbessern.
Sie wollen sich beruflich neu orientieren? Denken Sie über die Aufgabenfelder in der Pflege und Betreuung nach. Wir brauchen offene, zuverlässige und hilfsbereite Menschen. Jeder Mitarbeitende ist ein VIP, eine sehr wichtige Person!



